„Kann ich damit Giftpfeile verschießen?“ fragt Benedict Cumberbatch in seiner Rolle als Geschäftsmann Greville Wynne, als ihm eine Krawattennadel überreicht wird, die er bei seinem ersten Kontakt mit einem russischen Informanten tragen soll.
Diese kleine Pointe in Dominic Cookes Thrillerdrama DER SPION zielt ab auf das glamourös-verzerrte Image des Spions aus frühen Agentengeschichten. Dabei spielt sich Spionage eher still und ruhig ab, wie DER SPION und weitere Filme und Serien zeigen, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Da ist Hochspannung garantiert, aber statt Helden, bringen diese Geschichten meist Opfer hervor: tragische Figuren, die in internationalen Konflikten, zwischen Betrug und Selbstbetrug und im Kampf um die eigene Integrität aufgerieben werden.
Zum Kinostart von DER SPION werfen wir einen Blick auf diese ungeschönte, wahre Seite der Spionage, die uns aber hervorragenden Serien- und Leinwandstoff beschert.
Gute Spionage Filme
Alternativ: Gute Spionage-Serien
THE AMERICANS (Serie, 2013-2018)
Mitten im Kalten Krieg zu Beginn der Reagan-Ära: Philip und Elizabeth Jennings sind eine typische amerikanische Familie in einem Vorort von Washington, D.C. Doch die harmlose Fassade ist eine Tarnung, von der nicht einmal Tochter und Sohn wissen. Schon in jungen Jahren zu KGB-Kadern ausgebildet, waren sie als russische Agenten in die USA gekommen, um zu infiltrieren und Informationen zu beschaffen. Philip hat mittlerweile Gefallen am amerikanischen Lebensstil gefunden und seine wachsenden Zweifel am gemeinsamen Tun sorgen für Spannungen zwischen ihm und der ideologisch gefestigteren Elizabeth. Als dann noch ein neuer Nachbar einzieht, der als FBI-Agent in der Spionageabwehr arbeitet, verschärft sich die Situation.
Inspiriert wurde die Golden-Globe-prämierte Serie vom sogenannten „Illegals Program“, einem russischen Spionagenetzwerk, das 2010 vom FBI aufgedeckt wurde.
THE SPY (Serie, 2019)
1961 reist der Geschäftsmann Kamal Amin Thabet von Buenos Aires nach Damaskus – sein Pass weist ihn als vermeintlich syrischen Bürger aus. Doch Kamal heißt eigentlich Eli Cohen und ist israelischer Mossad-Agent auf geheimer Mission. Er verschafft sich Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen und erlangt das schier grenzenlose Vertrauen der politischen und militärischen Elite des Landes. Und tatsächlich gelingt es ihm, alles verändernde Informationen zu übermitteln und die Geschicke seiner Heimat entscheidend zu beeinflussen. Doch seine Doppel-Identität hat für Cohen persönlich und familiär einen hohen Preis…
In der Miniserie schlüpft Komiker Sacha Baron Cohen in die Rolle des einstigen Mossad-Agenten. Eli Cohen gilt in Israel als Held, nach dem in vielen Städten auch Straßen benannt sind.
Während des Kalten Kriegs: Oleg Penkowski (Merab Ninidze) ist ehemaliger Geheimdienstoffizier der Sowjetunion und hat noch immer Kontakte in den Kreml, weshalb er nun die westlichen Geheimdienste mit Informationen versorgt. Angesichts der zunehmenden Eskalation des Konflikts mit den USA und der impulsiven Natur von KPdSU-Parteichef Nikita Khrushchev (Vladimir Chuprikov) fürchtet Penkowski einen drohenden Krieg und beschließt zu handeln. Er kontaktiert im Geheimen die amerikanische Botschaft in Moskau. CIA-Agentin Emily Donovan (Rachel Brosnahan) holt schließlich auch den britischen MI6 an Bord, denn sie hat einen Plan: Der unauffällige und harmlose Vertreter Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) soll nichtsahnend mit Penkowski Kontakt aufnehmen. Nach und nach freunden sich die beiden Männer bei gegenseitigen Besuchen in Moskau und London an, doch die westlichen Geheimagenten spannen Wynne auch immer mehr in ihre Ränkespiele ein...