In ihren Augen – Ungelöste Kriminalfälle

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Raub, Geiselnahme, Mord und Totschlag – die Liste menschgemachter Verbrechen ist lang und schaurig. Obwohl die Kriminalisten aller Herren Länder gute Aufklärungsquoten vorzuweisen haben, bleiben etliche Fälle dennoch ungelöst und haben bis heute keine vollständige Aufklärung erfahren. Der argentinische Oscar-Preisträger „In ihren Augen“ wird ab diesem Donnerstag (28.Oktober) einen solch mysteriösen Fall auf die deutschen Kinoleinwände projizieren. Stimmen Sie sich schon heute mit unserem Themenspecial auf die Welt der ungeklärten Kriminalfälle ein, die zum Teil durchaus absurde Geschichten vorzuweisen hat.

Reemtsma war nicht bloß „kurz Zigaretten holen“
Am 25. März 1996 begann für Jan Philipp Reemtsma und seine Familie ein wahrer Albtraum. Direkt vor seinem Haus in Hamburg-Blankenese wurde der bekannte Philologe, Mäzen und Millionär niedergeschlagen und verschleppt. Eine Lösegeldforderung fand die Polizei direkt am Tatort – martialisch mit einer Handgranate beschwert. Die Entführer meinten es offenbar todernst. Die Familie war sofort bereit das geforderte Lösegeld zu zahlen, doch die ersten Versuche einer Geldübergabe in Hamburg und Luxemburg scheiterten. Die Entführer wurden skeptisch und schraubten die Forderungen dreist in die Höhe. Nach 33 Tagen Geiselhaft in einem Kellerverlies bei Bremen klappte die Geldübergabe schließlich – Reemtsma wurde gegen eine Rekordsumme von 30 Millionen D-Mark von den Entführern in einem Waldstück bei Hamburg auf freien Fuß gesetzt. Die Erpresser wurden nach und nach in Spanien gefasst – der Kopf der Bande schließlich zwei Jahre später in Buenos Aires von der argentinischen Polizei festgesetzt und im Sommer 2000 nach Deutschland ausgeliefert und verurteilt. Momentan sitzt er eine mehrjährige Haftstrafe ab – soweit so gut, doch wo ist das Geld? Bisher konnte nur der Verbleib eines Bruchteils der Summe aufgeklärt werden. Umgerechnet fast 14 Millionen Euro sind noch unentdeckt. Im nächsten Jahr kommt der Bandenchef voraussichtlich wieder auf freien Fuß – wird er sich erneut absetzen und das Geld holen? Er dürfte wohl mittlerweile zu denen gehören, für die die Euro-Umstellung eher ein Fluch, als ein Segen ist. All die schönen D-Mark-Scheine werden mittlerweile nämlich nur noch von den Landeszentralbanken in Euro umgetauscht und gelten ansonsten auch nicht mehr als Zahlungsmittel.

Artnapping in the GDR
Ein bis heute ungelöster und völlig rätselhafter Kunstraub trug sich im Dezember 1979 in Gotha zu. Noch heute gilt er als größter Kunstraub der DDR und gleichzeitig als einer der spektakulärsten in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Aus dem imposanten Schloss Friedenstein in der thüringischen Residenzstadt verschwanden über Nacht gleich fünf große Gemälde alter Meister wie Jan Brueghel dem Älteren, Anthonis van Dyck und Hans Holbein dem Älteren. So etwas hätte es in der DDR offiziell eigentlich gar nicht geben dürfen und genau deshalb ist es so interessant. Dass es sich beim Diebesgut um Meisterwerke der Renaissance und des Barock handelt überrascht vielleicht nicht sonderlich, doch wie haben es die Einbrecher geschafft die Bilder samt Rahmen aus dem dritten Stock eines gewaltigen Schlossmuseums zu schleusen? Das Timing war jedenfalls perfekt gewählt, denn die neue Alarmanlage sollte erst drei Tage später aktiviert werden, die Tat-Nacht war eiskalt und stürmisch, kein Mensch war mehr unterwegs. Die Ermittler fanden anschließend so gut wie keine Spuren und konnten nur feststellen, dass mindestens einer der Kunst-Entführer mit Steigeisen an der Schlossfassade empor und durch ein Fenster in den Fürstenpalast eingestiegen war. Um den weiteren Verlauf der Aktion ranken sich bis heute Legenden. Kam der Auftrag von DDR-Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski? Steckten die international bekannten Gothaer Hochseilartisten der Geschwister Weisheit dahinter? Waren es Museumsmitarbeiter oder gar Profiräuber im Auftrag der Fürstenfamilie Sachsen-Coburg und Gotha? Die abenteuerlichen Ideen erwiesen sich alle als haltlos, die Bilder blieben wie vom Erdboden verschluckt und es gibt bis heute keine Erkenntnisse über die Täter oder deren Hintermänner.
Doch im Gegensatz zu Mord verjährt Kunstraub bereits nach 30 Jahren wodurch die Bilder nun womöglich auch auf dem Schwarzmarkt auftauchen könnten. Der Wert der Gemälde wird derzeit auf mindestens 50 Millionen Euro geschätzt. Würde ein Sammler etwa in der Schweiz eine solche Kostbarkeit in gutem Glauben erwerben, dürfte er sie anschließend sogar behalten. In Deutschland wäre das so zwar nicht möglich, das Museum ist schließlich noch immer rechtmäßiger Besitzer der Werke, aber nach 30 Jahren des Wartens glaubt wohl sowieso niemand mehr so recht an ein Wiedersehen.

„In ihren Augen“ – ein unlösbarer Fall?
Argentinien 2000: Benjamín Espósito hat sein ganzes Arbeitsleben als Kriminalbeamter verbracht. Als er in den Ruhestand geht, beschließt er einen Roman über einen Fall zu schreiben, der ihn niemals wieder ganz losgelassen hat: Die Aufklärung der Vergewaltigung und Ermordung einer schönen jungen Frau.
Flashback. Argentinien im Jahre 1974: Kein friedvoller Ort, sondern vielmehr die perfekte Kulisse für Gewalt, Hass, Rache und Tod, die das Leben der Menschen bestimmt. Espósito wird unmittelbar nach dem Fund der Leiche an den Tatort gerufen. Als erfahrener Polizist hat er schon viele grausame Fälle aufdecken müssen. Doch diesmal ist alles anders. Das Bild der jungen Frau lässt den Beamten nicht los. Der Ehemann der Getöteten, ist zutiefst geschockt. Die Liebe seines Lebens wurde brutal vergewaltigt und ermordet. Espósitos Kollegen drängen auf eine schnelle Lösung und überführen zwei Bauarbeiter, die unter Druck den Mord gestehen. Doch Espósito entlarvt dieses Manöver. Die Suche nach dem wahren Mörder beginnt. Je länger die Ermittlungen andauern, desto komplizierter gestaltet sich der Fall. Immer wieder wälzt Espósito die Unterlagen, schließlich führt ihn ein Bild auf eine heiße Spur. Ein Jugendfreund der Ermordeten war der Täter. Er bekommt lebenslänglich – der Kommissar ist erleichtert. Doch dann der große Schock. Nach einem Jahr Haft entdeckt er den Mörder plötzlich im Fernsehen. Der Verurteilte ist auf freiem Fuß im Dienste der argentinischen Militär-Junta unterwegs. Angeblich kann er dem Staat so besser dienen, denn als verurteilter Mörder im Gefängnis. In dieser feindseligen und dunklen Umgebung führen die Ermittlungen Espósito immer tiefer in eine Welt von grausamer Gewalt. Er steigt schließlich aus und zieht aufs Land.
Zurück im Jahr 2000 ist Benjamín Espósito gefangen in seinen Erinnerungen an den Fall, der nun schon ein Vierteljahrhundert zurück liegt. Er macht sich auf den Weg, um seine alten Weggefährten wiederzusehen und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. Eine Entdeckung, die er sich in seinem Leben niemals hätte träumen lassen…

Möglicherweise wird dieser mysteriöse Fall schon bald seine Auflösung finden, denn am 28. Oktober startet mit „In ihren Augen“ eine hochspannende Verbrecherjagd in den deutschen Kinos, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten.