Julien Bam hat sich Ende 2019 auf seinem YouTube-Kanal verabschiedet, um Zeit für andere Projekte zu haben und sich neu zu finden. Und das hat er auch, unter anderem als Synchronsprecher. Nachdem er schon Sprechrollen in Filmen wie "Ich - einfach unverbesserlich 3", "Everest -Ein Yeti will nach Hause" und "Sonic The Hedgehog" übernommen hat, kann man ihn nun auch im neuen Animationsfilm "Drachenreiter" hören. Er leiht dem Silberdrachen Lung seine Stimme, obwohl er eigentlich für eine andere Rolle angefragt war. Wir haben im Interview u.a. darüber gesprochen wie es zur Umbesetzung kam und was den Film für ihn besonders macht.
Was macht für dich den Film aus?
Es ist einfach eine unglaubliche bunte Reise mit so vielen verschiedenen Höhen und Tiefen, Dilemmas, Nachteilen der verschiedenen Charaktere, die die halt mitbringen und die dann zusammenfinden und eine Reise erleben mit verrückten, immer wieder neu auftretenden Menschen, Wesen und Sonstigem, so dass der Film halt von Anfang bis Ende volles Entertainment ist für mich. Er hat guten Humor, der auf jung und alt geschnitten ist und super cute Charaktere auf jeden Fall. Lung ist für mich so oder so mein favorite Charakter. Das will ich nur mal zu meiner Verteidigung sagen. Lung habe ich auch gesprochen. Wir haben sogar selbst ausgewählt, dass ich den Drachen spreche. Deswegen bin ich umso stolzer darauf.
Wie lief das ab, dass du dann Lung gesprochen hast?
Eigentlich wurde ich ja für eine ganz andere Rolle angeschrieben. Aber ich habe diesen Drachen gesehen und dachte „Den Drachen muss ich sprechen!“.
Und welche Rolle war eigentlich für dich gedacht?
Ich sollte eigentlich Ben sprechen.
Du bist ja quasi schon ein Synchronsprechprofi. Du hast schon Erfahrung bei Ich - Einfach Unverbesserlich 3, Everest und Sonic the Hedgehog gemacht …
Ja, das gefällt mir auch. Also es macht mir Spaß. Mit jedem Mal merke ich auch, ich werde schneller. Ich begreife viel mehr diese Synchrowelt, weil da steckt viel mehr drin, als ich anfangs dachte. Ich habe superviel Nachsynchro gemacht, super viel Synchro. Ich habe super viele Wesen damals in meinen Videos zum Leben erweckt. Aber es ist trotzdem etwas komplett anderes einfach und allein mit diesem Mindeset gehe ich auch ganz anders vor. Auch wenn ich jetzt vor der Kamera stehe, das hat super viel geprägt. Auch wenn ich jetzt irgendwie in einem Film oder in einer Serie mal mitspielen sollte, dann würde ich da auch so vieles mitnehmen von der ganzen Synchrosache.
Hättest du denn mal Bock bei einer Serie mitzuspielen?
Ich hätte schon Bock bei einer Serie mitzuspielen, ja.
Was wäre das dann für eine Serie, wenn du einen Wunsch frei hättest?
Etwas abgedrehtes.
Viele kennen dich ja von deinem YouTube-Kanal, und für den hast du dir ja die Foto- und Videoskills alleine beigebracht. Hattest du fürs Synchronisieren eine Art Mentor, der dir geholfen hat oder hast du das auch wieder autodidaktisch gemacht?
Ich hatte verschiedene Leute bei der Synchro, verschiedene Regisseure quasi. Die haben mich an die Hand genommen, haben mir natürlich vieles beigebracht, viel Kritik und Feedback gegeben, was ich auch brauchte. Und dadurch habe ich noch schneller gelernt. Aber es gab immer wieder Momente, wo man 20/30 Mal denselben Satz sagen musste, vor allem am Anfang.
Gab es auch lustige Momente?
Definitiv, immer wieder, auch wenn man mal einen Lacher synchronisieren muss. Und dann muss man halt richtig lachen, oder man lacht nicht richtig. Es sind alles immer llustige Momente, und dann gibt es auch Szenen, die halt einfach geil sind. Die schaut man sich dann vorher an und man lacht dann schon und hat einfach gute Laune. Und dann muss man vielleicht direkt, unmittelbar danach doch eine sentimentale Szene einsprechen. Es ist halt super bunt was da alles passiert. Das ist halt super lustig dieses ganze Synchro-Dingens, wenn man gute Leute um sich herum hat.
Stichwort: „Leute um sich herum“ macht man das jetzt allein in der Kabine oder hast du schon noch Glück, mit anderen zusammen interagieren zu können?
Bei Synchros bin ich immer alleine und im Raum ist meistens jemand, die oder der dann cuttet, um zu gucken, ob das auch wirklich passen könnte. Also auf grob, auf Rough Cut, glaube ich, mäßig. Hinter mir ist eine Scheibe wie in einem Tonstudio halt, da sitzt dann jemand, der mir Regieanweisungen gibt und sagt, dass schneller, langsamer, hier mehr diese Emotion oder mach mal diesen Bogen in dem Satz oder benutzt mal die Klangfarbe oder geh mal hier so ein bisschen rougher in die Stimme rein oder bleib mal ruhiger. Das sind viele verschiedene Sachen, also unglaublich viele Regieanweisungen, die ja auch voll total passen für jede Schauspielkunst. Dann haben wir da auch nochmal jemanden, der auch noch mal Regler hin und her drückt. Da hat man vielleicht auch mal den Kunden da sitzen. Annika ist immer am Start gewesen …
Der Sprung in die Filmbranche wäre quasi schön für dich, habe ich das richtig mitbekommen?
Ich bin da komplett offen. Ich liebe das, was ich momentan mache. Das live-streaming und YouTube. Ich liebe das einfach. Es macht mir super viel Spaß, vor allem dieses Jahr, weil ich mich jetzt nochmal neu gefunden habe in diesen ganzen Welt. Und ich freue mich auf die nächste Synchroanfrage. Ich freue mich auf eine Film-/Serienanfrage. Ich bin total offen.
Was wolltest du als kleiner Junge eigentlich mal werden?
Alles andere als Schauspieler oder Regisseur. Aber wohin ich eher tendiere halt irgendwo in der Zukunft: Ich würde schon gerne irgendwo Richtung Regisseur gehen wollen, irgendwann vielleicht. Aber vielleicht ist es dann, wenn es so weit ist, auch gar nicht mehr mein Traum. Und ich will eigentlich TickTock-Star werden. I don´t know.