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"Moon Knight": Kritik zur neuen Marvel-Serie von Disney Plus
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"Moon Knight": Kritik zur neuen Marvel-Serie von Disney Plus

Bild von Nils Zehnder
Veröffentlicht

Auf Disney Plus gibt es nun die erste Folge der heiß ersehnten Marvel-Serie "Moon Knight". Wir durften uns vorab bereits vier Episoden ansehen und verraten euch, weshalb die Serie nicht ganz das halten kann, was der Trailer versprochen hat.

Mit den Jahren konnte Marvel im MCU diverse Stärken ausbauen. Beispielsweise kann keiner so gigantische Helden-Epen aufziehen, wie es Marvel zum Beispiel mit „Avengers 4: Endgame“ auf die Spitze trieb. Auch das Interesse für neue Helden zu schaffen, die sonst eher weniger bekannt sind, ist durchaus eine Stärke des Comic-Riesen.

Moon Knight Trailer "Chaos" (2022)
Sprache: DE

Von „Moon Knight“ hatte ich bis zur Ankündigung von Disney Plus nie gehört und ehrlich gesagt war ich da noch nicht wirklich angetan. Denn braucht es wirklich noch einen weiteren Helden in dem ohnehin schon gigantisch großen und verwogenen Marvel Cinematic Universe? Der erste Trailer ließ die Skepsis dann aber schnell zu einem „auf jeden Fall!“ wechseln.

Steven Grant und/oder Marc Spector

Darin zu sehen bekommen wir Steven Grant (Oscar Isaac), einen Mitarbeiter im Geschenkshop eines Museums in London. Ziemlich langweilig und gewöhnlich für einen Helden mit dem doch so großspurigen Namen „Moon Knight“. Momente später ändert sich der Eindruck unter wummernden Klängen. Steven Grant hat eine gespaltene Persönlichkeit, wobei sein zweites ich auch ein brachiales Doppelleben zu führen scheint.

Zu Beginn der Serie verschlägt es Steven Grant auf mysteriöse Weise nach Deutschland, wobei er dort bereits auf seinen Widersacher Arthur Harrow (Ethan Hawke) stößt. Während er am Telefon von einer scheinbaren Bekannten Marc Spector genannt wird, beginnt Grant so immer mehr sein psychisches Wohlbefinden infrage zu stellen, wobei auch sein sonst so tristes Leben aus den Fugen gerät.

Zu wenig Trailer zu viel „Die Mumie“

Nach der ersten Folge verliert sich das im Trailer eigentlich so groß angepriesene Mysterium um seine Identität leider größtenteils. Statt brutaler Action und einem cleveren Spiel mit den Persönlichkeiten wandelt sich „Moon Knight“ ab der zweiten Episode immer mehr zu einem Archäologie-Abenteuer, wie wir es bereits aus „Die Mumie“ und „Indiana Jones“ kennen. Damit lässt sich „Moon Knight“ in Teilen sogar mehr mit der Spieleverfilmung von „Uncharted“ vergleichen, als beispielsweise mit „Split".

Denn auch in der Marvel-Serie kommt erneut der Humor nicht zu knapp. Zwar wirkt der meist zur Handlung passend, bricht aber mit dem, was man nach dem Trailer eigentlich erwarten würde. Statt uns den in Mullbinden eingehüllten Titelhelden Moon Knight zu zeigen, macht man aus der Identitätsstörung den typischen Marvel-Formel-Wulst.

Marvels ewige Formel

Wie häufiger im Hause Disney spielt man auch bei „Moon Knight“ wieder mit der altbewährten Formel. Ein bisschen Romanze, viel Action, viel Humor und wenig Tiefgang. Das macht in vielen Momenten auch wirklich Spaß, liegt aber vor allem hinter den hohen Erwartungen, die man vorab entfacht hat. Hier wäre es schöner gewesen, eine spezifischere Serie zu schaffen, die damit zwar nicht jeden abgeholt hätte, aber zumindest nicht alles hätte abgrasen müssen.

Fazit:

Marvel macht mit den ersten vier Folgen von „Moon Knight“ einiges richtig, lässt aber ärgerlich verschenktes Potenzial liegen. Wer auf starke Punches und eine düstere MCU-Serie wie „Daredevil“ gehofft hat, wird leider enttäuscht. Vielmehr erwartet uns eine Serie, die dem klassischen Marvelfilm entspricht, wie wir ihn bereits über 20x im MCU gesehen haben. Dabei geht es auch erstaunlich wenig um „Moon Knight“ selbst, sondern vielmehr um die Person(en) dahinter – Steven Grant und Marc Spector.

Wer mit dieser marveltypischen Geschichte, die mehr auf Action als Psycho setzt, leben kann, bekommt einen starken MCU-Auftakt von Schauspieler Oscar Isaac zu sehen, der elegant zwischen den beiden Persönlichkeiten des „Moon Knight“ wechselt. Gerade die vierte der sechs Folgen macht wieder Hoffnung auf ein düsteres Finale. Schlussendlich liegt es an den letzten beiden Folgen, ob sich Marvel für Mainstream-Adventure oder doch Psycho-Action und mehr Tiefe entscheidet.

„Moon Knight“ ist auf Disney Plus abrufbar. Hier könnt ihr die Serie direkt streamen.

AltersempfehlungAb 6
Gesprächswert72%

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