FUFIS #152: Jürgen Vogel über Väterprobleme
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FUFIS #152: Jürgen Vogel über Väterprobleme

Bild von Jessica Neumayer
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Jürgen Vogel kommt in diesem Herbst gleich mit zwei Filmen in die Kinos. In beiden spielt er einen Vater und zeigt, wie vielseitig so eine Rolle sein kann. Bis auf die Gemeinsamkeit, dass sie ihre Kinder lieben, unterscheiden sich die Väterrollen aus "Gott. Du kannst ein Arsch sein" und "Es ist zu deinem Besten" schon sehr. Im echten Leben kennt man sich da aber mit verschiedenen Vater Facetten vielleicht schon aus.

In "Es ist zu deinem Besten" spielst du einen Vater, der den Freund seiner Tochter vergraulen möchte. Wie viel von dir selbst hast du denn in der Rolle wiedergefunden?

Gar nichts. Ich spiele immer nur Sachen, die mir ganz weit weg sind, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe und denke: Okay, das kann ich als Schauspieler eigentlich mal so sein wie ich sonst nicht sein darf. [lacht] Nein, es ist natürlich ein tolles Thema,. Als ich dieses Buch gelesen habe, habe ich gedacht. “Wie toll ist das denn?” Väter, die sich eigentlich benehmen wie kleine Jungs, zum Glück von den Frauen manchmal ausgebremst, und auf Töchter losgelassen werden, die natürlich denken “Oh Gott, was ist mit Papa denn los?” Weil die natürlich auch denken Jetzt hab ich mal einen Freund, aber sag es ihm nicht, weil er sowieso nicht damit umgehen kann. Das hat natürlich viel Witz und Potenzial, um eine richtig gute Unterhaltungskomödie zu sein. Und da hatte ich großen Bock drauf. Jeder Vater, glaub ich, sieht auch in einer der Figuren sich selbst.

Vaterrollen sind dieses Jahr irgendwie dein Thema in Gott, du kannst dein Arsch sein, spielst du einen betrunkenen, liebenden Vater und jetzt spielst du einen liebenden, cholerischen Vater. Du zeigst, dass man die Vaterrolle in sämtlichen Variationen spielen kann.

Ja, na, das ist ja bei Elternrollen generell oft so, egal ob Mutter oder Vater. Es ist beides genauso wichtig und interessant. Da gibt's ja die verschiedenen Seiten. Das ist ja im Leben eines Jugendlichen oder eines Kindes unheimlich, entscheidend und wichtig, wie die Vorbilder agieren im Leben. Deswegen sind das auch wichtige Funktion. Aber in dem Fall fand ich es jetzt mal ganz schön, dass man eben darüber lachen kann, wie unerwartet sich eigentlich die Erwachsenen benehmen.

Überwiegend benehmen sich ja in Filmen oft die Väter daneben. Warum glaubst du, werden in Filmen die Väter und nicht die Mütter häufig so dargestellt?

Ja gut, es gibt ja auch Filme, in denen Mütter wahrscheinlich so dargestellt werden. Also ich weiß bei drei Ausrufezeichen zum Beispiel gibt es eine Mutter, die so unbedingt will, dass sie ihr Tochter immer Schularbeiten macht. Sie benimmt sich halt auch wahnsinnig anstrengend und daneben. Und für die Tochter ist das eine Qual, wenn die Mutter will das sie Mathe lernen, oder so. Also ich glaube, das ist gar nicht so spezifisch. Nur Väter und Töchter. Das findet man sehr speziell. Es wird vielleicht auch wir irgendwann soweit sein, dass es auch mal Filme über Mütter und Söhne gibt. Weil ich glaube, dass das ebenso viel Potenzial hat. Weil da liegt auch unheimlich viel komödiantisches Potenzial drinn, weil Müttern das oft gar nicht bewusst ist, wie krass die an ihren Söhnen baumeln und hängen. Und wenn da eine Frau in die Wohnung kommt, das erste Mal so eine aufgebrezelt 15-Jährige. Wie dann die Mütter so reagieren und in Panik verfallen. Wenn ihnen dann irgendwie bewusst wird “Scheiße, das ist gar kein kleiner Junge mehr, der hat jetzt eine Frau.” [lacht]

Da haben wir doch gleich die Idee für ein nächstes Drehbuch. Hast du denn als alter Vater, Hase oder alter Schauspieler Vater Hase Tipps für Väter, wie sie die Pubertät ihrer Töchter überstehen könnten?

Ja, sie sollten ins Kino gehen. "Es ist zu deinem Besten", 8. Oktober im Kino. Da kann man sich wirklich so ein kleines Potpourri an Möglichkeiten des Umgangs mit seinen Töchtern in der Phase der Partnersuche, Brunft und Balzzeit anschauen und sich ein paar Tipps abholen. Das ist wirklich mein großer Rat. [lacht]

Oder man kann auch sehen, wie man es am besten nicht macht.

Das hat jetzt eine Frau gesagt.[lacht]

Für mich hat der Film eine Botschaft, die kann ich dir auch gleich verraten. Zuerst interessiert mich jedoch, ob der Film für dich auch eine Botschaft hat.

Also, mir ist eine Botschaft nicht so bewusst bei dem Film, außer, dass man sich gut unterhalten soll. Aber wenn man daraus eine Botschaft raus liest, finde ich das ganz wunderbar. Wie wäre denn deine Botschaft gewesen?

Ich fand, es wurde ziemlich deutlich, dass Kommunikation der Schlüssel ist. Hätten sich Vater und Tochter gleich am Anfang auch nur ein einziges Mal richtig unterhalten, hätte der ganze Film nicht funktioniert.

Das stimmt. Na, das ist es doch schon mal! Das ist ähnlich wie in der Politik wahrscheinlich. Vielleicht solltest du so ein kleines Büchlein schreiben, so einen Ratgeber.[lacht]

Du kannst gewissen Politikern ja mal eine Freikarte schicken.

Ja, ja, auf jeden Fall. Das ist eine gute Idee

... und schon hat man den Weltfrieden.

Genau, ich glaube wirklich. Das ist der Grund, warum ich glaube, dass Frauen in der Politik schon auch wichtig sind, ehrlich gesagt. Weil Frauen ein bisschen rationaler rangehen und nicht so emotional an die Sache. Das ist in der Politik gar nicht verkehrt.

Ja, ich glaube, auch Frauen sind dafür bekannt, immer besonders rational zu reagieren.

Zumindest in der Politik. Also wenn es um Konkurrenz geht, natürlich nicht mehr. Aber das schalten wir jetzt mal aus. Das Thema ist auch eine Komödie.[lacht]

Du bist ja jetzt schon über 35 Jahre im Filmgeschäft. Gibt es denn eine Rolle, die du noch gerne mal spielen würdest?

Einen Säugling habe ich noch nicht gespielt,

So Benjamin Button mäßig?

Genau. Gewickelt werden, viel Milch und ansonsten viel Weinen und Schreien und Verdauungsprobleme. Und da einen unterhaltsam Film daus zu machen das fänd ich spannend. Nein, so denke ich auch nicht mehr. Am Anfang denkt man immer in Rollen, da denkt man: das möchte ich noch spielen, das möchte ich noch spielen und so. Und ab einer bestimmten Zahl an Figuren denkt man nur noch in Film. Also dann denke ich, sowas im Film finde ich ja eigentlich interessant oder wo möchte ich ein Teil von sein? Es ist weniger an Rollen orientiert als mehr das Gesamtprojekt, das eigentlich wichtiger wird, je älter man wird, weil man schon soviel gemacht hat, so viele unterschiedliche Sachen.

Hast du denn jemals gedacht, du willst mal etwas ganz anderes machen? So Bäcker werden, Busfahrer oder oder was?

Ja, generell. Ich kann mir ja alles vorstellen, das Gute an mein Beruf ist, ich kann ja alles sein. Als Schauspieler kann ich ja nichts, aber ich kann so tun, als könnte ich es. Und das macht auch Spaß. Dann hast du von allem so ein bisschen, aber du musstest nicht wirklich was dafür können.

Es Ist Zu Deinem Besten - Film 2020
Es Ist Zu Deinem Besten - Film 2020

Es Ist Zu Deinem Besten

Mit Heiner Lauterbach und Jürgen Vogel
Film Comedy Kino08.10.2020

Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Arthur (Heiner Lauterbach) ist ein konservativer Wirtschaftsanwalt und lebt in einer prächtigen Stadtvilla in Berlin. Kalle (Jürgen Vogel) ist Bauarbeiter und ein Kumpeltyp mit erhöhtem Aggressionspotential. Und der harmoniebedürftige Yus (Hilmi Sözer) arbeitet als Physiotherapeut. Eines haben die drei Schwäger aber gemeinsam: Ihre Töchter haben sich verliebt! Arthurs Tochter Antonia (Janina Uhse) lässt ihre Hochzeit mit einem aufstrebenden Anwalt platzen, weil sie ihr Herz an einen linken Weltverbesserer (Jacob Matschenz) verloren hat. Kalles Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) ist einem Aktfotografen (Andreas Pietschmann) verfallen, der sich als früherer Klassenkamerad ihres Vaters entpuppt. Und Yus‘ Tochter Sophie (Lara Aylin Winkler) schwänzt heimlich die Schule, um jede freie Sekunde mit Andi (Junis Marlon) zu verbringen, der Kontakte zur Drogenszene hat. Also schließt das ungleiche Väter-Trio einen heimlichen Pakt: Die ungeliebten Schwiegersöhne in spe müssen weg! Hinter dem Rücken ihrer Frauen und Töchter begeben sich die selbsternannten „Super-Schwäger“ auf eine aberwitzige Mission um die Verehrer loszuwerden. Mit allen Mitteln!

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